Digitalisierung – Prozesse statt Personal in der Buchhaltung. Wieso man den Gesamtprozess der Buchhaltung nicht aus dem Auge verlieren darf. Und was mit Unternehmen passiert, die die Digitalisierung verschlafen.
Was wissen wir über den Buchhaltungsmarkt 2020? Niemand ist bereit, noch gross in seine Buchhaltung zu investieren. Personalkosten sind hoch, Softwarekosten fallen natürlich auch an und wenn man schon einen Buchhalter beschäftigt, dann sollte dieser möglichst viele Qualifikationen im Bereich Steuern, Bilanzbuchhaltung und Controlling mitbringen. Schliesslich will man sein Geld nicht für einen einfachen Sachbearbeiter versenken. Man schaltet entsprechende Stellenanzeigen, hofft auf einen Treffer, der das Anforderungsprofil abdeckt und begeht dabei unbeabsichtigt einen Denkfehler. Denn: Die Buchhaltung an sich hat sich bereits grundlegend verändert. Heute liegt der Fokus auf dem Prozess und eben nicht mehr auf dem Personal.
Wenn dich die Digitalisierung trifft.
1888 ging Kodak mit dem Slogan „Sie drücken den Knopf, wir machen den Rest.“ an den Markt. 100 Jahre lang funktionierte dieses Geschäftskonzept hervorragend. Millionen Menschen wurden begeisterte Hobbyfotografen, die Kameras und Silberfilme kauften. Die Älteren werden sich noch erinnern: Es gab unterschiedliche Formate an Filmen. Diese wurden in die Kamera gesetzt, auf eine Spule gezogen und man konnte die vorgegebene Anzahl an Bildern abfotografieren. Dann wurde der Film komplett abgespult, entnommen und schliesslich in ein Fachgeschäft zur Entwicklung gebracht. Es dauerte einige Tage bis man das Ergebnis dort wieder abholen und in ein Album kleben konnte.
Was die Branche damals nicht vorhersehen konnte oder wollte: Mit der Digitalisierung wurde sie komplett überflüssig. Das Geschäft mit Filmrollen für Kameras brach drastisch ein. Traditionsunternehmen konnten sich nicht mehr behaupten und mussten innovativen Unternehmen Platz machen. Mit dem Smartphone und den Digitalkameras ging das Geschäft mit der Fotografie auf eine komplett andere Art und Weise steil durch die Decke.
Digitalisierung der Buchhaltung.
Ähnlich verhält es sich heute mit der Buchhaltung. Kaum jemand setzt sich heute noch mit einem Stapel Rechnungen vor den PC und tippt die einzelnen Positionen ab. Prüft anschliessend, ob er sich nicht an einer Stelle vertippt hat und drückt dann einen „Buchung“-Button? Ein wirklich gut aufgesetzter Buchhaltungsprozess verläuft heute so, dass ein Scan vom System ausgelesen und ins Buchhaltungssystem digitalisiert übertragen wird. Dabei wird durch die Erkennung von Buchungstexten und Formaten oftmals schon eine Automatisierung ermöglicht. Das heisst, der Buchhalter wird im Zweifelsfall nicht mal mehr für eine korrekte Kontierung benötigt. Genau so automatisch soll die Aufbereitung von Zahlungen oder die Synchronisierung mit dem Bankkonto erfolgen.
Bleibt die Frage: Warum beschäftigt man sich noch so intensiv mit dem Buchhalterprofil, dem Personal, statt den Fokus auf den Prozess der Buchhaltung zu legen?
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