Buchführung in Zukunft Teil 2: Cloud-Software

Buchführung in Zukunft - Thomas BrändleDie 4 teilige Blog-Reihe „Buchführung in Zukunft“ basiert auf einem Vortrag, den ich anlässlich des Davos Kongress Treuhand des Unternehmer Forum Schweiz im September 2015 in vor ca. 200 Treuhändern gehalten habe.

Im zweiten Teil gehe ich auf den ersten von 2 Megatrends ein, den die Buchführung über die nächsten Jahre prägen wird: die Cloud.

Für Leute meiner Generation ist der Fall glasklar: Software gehört ins Internet. Digital Natives kennen nichts anderes. Sie tauschen sich längst über Facebook aus und unterhalten sich per Twitter. Wer noch immer glaubt, dass Buchhaltungs-Software auf einen lokalen Rechner gehört, will es sich meiner Ansicht nach nur bequem machen und ist veränderungsresistent. Leider denken viele Treuhänder so… Diese Ängste sind aber völlig unbegründet: Eine lokale Software ist genau so gefährdet oder gar noch unsicherer als ein Pendant im Internet. Ein professionelles Hosting bringt eine wesentlich bessere Sicherheit als ein privates Netzwerk hinter einer schlecht gemanagten Firewall.

Nur zu schnell verpasst man wertvolle Chancen, wenn man sich gegen die „Cloud“ wehrt.

Buchführung in Zukunft - Einflussfaktoren Cloud

Vorteile von Cloud Lösungen im Allgemeinen

Hier könnte man all diese Vorteile nennen, die ein herkömmlicher Cloud-Verkäufer einem so nennt: Keine Maintenancekosten, Finanzierung von Hardware, keine Software-Installation, bessere Verfügbarkeit, Zugriff von überall her, usw.

Für mich geht Cloud aber weiter als Remote-Desktop / Terminal Server. Wer nur ein Desktop und dessen Software übers Internet streamt, schöpft nicht annähernd das volle Potential dieser Technologie aus. Cloud bietet mehr als einfach nur eine klassische Desktop-Software, die man auf einem Remote Desktop anschaut: Die Software muss fürs Internet gemacht sein! Web-Browser-Lösungen sind moderner und einfacher zu managen – eben das, was die Anwender von einer Cloud-App erwarten.

Niedrige Eintrittshürden für User

Heute muss ein Anwender nicht mehr in einen Laden gehen, ein Software-Paket auswählen, kaufen, es im Büro installieren usw. Mit den meisten Apps loggt man sich heute direkt per Facebook ein oder registriert sich mit Usernamen und Passwort – direkt im Web – und kann sogleich loslegen.

Dadurch können die Anwender die passende Software viel schneller und einfacher finden und sich für das beste Produkt entscheiden – fundiert aufgrund von eigenen Erfahrungen.

Die Wahrscheinlichkeit steigt, dass ein Treuhänder keinen Einfluss mehr auf die Wahl der Buchhaltungs-Software seines Kunden hat. Umgekehrt könnte sich ein Anwender seinen Treuhänder anhand der von ihm gewählten Buchhaltungs-Lösung auswählen.

Banken treten in den Buchhaltungs-Markt ein

Banken sind in der Zukunft die natürlichsten Anbieter von Buchhaltungs-Dienstleistungen. Mit ihren Bankkonto-Daten sitzen sie auf die für die Buchaltung wesentlichsten Daten. Damit lassen sich Medienbrüche vermeiden und die Buchhaltung kann kostengünstig aus dem E-Banking produziert werden. Deshalb werden Banken Buchhaltungs-Software direkt im E-Banking integrieren. Beispiele:

  • Postfinance hat mit Smartbusiness (https://smartbusiness.postfinance.ch) eine eigene Lösung lanciert, mit welcher ein KMU mittels E-Banking Software Rechnungen schreiben kann.
  • Valiant hat einen eigenen Buchführungs-Service basierend auf einer ins E-Banking integrierten Cloud Lösung angekündigt.

Der Bankberater ist für den KMU Kunden eine Vertrauensperson und hat eine intensive Beziehung zum Kunden – analog eben wie ein Treuhänder. Deshalb ist eine Vorwärtsintegration von Banken in die Welt der Buchhaltung nur natürlich.

Cloud wird normal

Mit dem Umgang mit Facebook, Twitter, Dropbox.com usw. steigt die Affinität zu Cloud-Lösungen laufend. Viele stellen ihr gesamtes Privatleben ins Internet – wieso soll nicht auch die Buchhaltung dort geführt werden?

Cloud ist nicht einfach ein Datenschutz-Problem. Es kommt sehr stark aufs Hosting drauf an. Die Online-Buchhaltungs-Software von Run my Accounts zum Beispiel wird auf Rechnern in Bern auf eigener Infrastruktur betrieben. Schliesslich bleibt die Hoheit über die Rechner entscheidend.

Cloud ist international

Die Cloud ist international – Buchhaltung national. Dies wird jedoch in Zukunft eine geringere Hürde darstellen. Weltweit tätige Buchhaltungs-Software-Lösungen wie Freshbooks oder XERO werden dank einheitlicheren Standards (z.B. ISO 20022) früher oder später auch in der Schweiz zu einer Kraft aufsteigen. Ob das den einheimischen Lokalhirschen passt oder nicht.

In den nächsten Teilen dieser Blog-Reihe Buchführung in Zukunft gehe ich auf die Themen Automatisierung und die Konsequenzen für die Treuhand-Branche ein.

Zu den anderen Blogs dieser Reihe:

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